Das Ende der Null-Zinsstrategie: Auswirkungen für Edelmetallanleger
Jetzt ist es also so weit. Nachdem bereits die Federal Reserve Bank (Fed) in den USA den Leitzins angehoben hatte, zieht nun die Europäische Zentralbank nach. So hat die EZB mit Sitz in Frankfurt am Main (Bild oben) eine Zinserhöhung für Anfang Juli 2022 angekündigt, die den Euroraum betrifft. In einem ersten Schritt wird der Leitzins auf 0,25 Prozentpunkte angehoben. Damit gehören Null- und Negativzinsen auf Giro- und Sparkonten bald der Vergangenheit an. Allein die Ankündigung ließ den Deutschen Aktien Index (DAX) abstürzen, während der Goldpreis anzog. Welche Auswirkungen hat die Zinserhöhung auf Sparer sowie auf Anleger, die in Edelmetalle wie Gold oder Silber investieren möchten?
Es handelt sich um die erste Zinsanhebung seit elf Jahren. Damit reagiert die European Central Bank auf die Rekordinflation in Deutschland und den übrigen EU-Ländern. Aktuell liegt die Teuerungsrate hierzulande bei knapp acht Prozent – der höchste Stand seit rund 50 Jahren. Diese wirkt sich insbesondere auf höhere Verbraucherpreise und steigende Energiekosten aus. Hauptursache für die drastische Inflation ist der Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Sanktionen gegen Russland. Die Folge sind erweiterte Lieferengpässe, Energieknappheiten und Produktionsausfälle. Das bremst die Konjunktur auf breiter Linie aus.
Weitere Zinserhöhungen im Laufe des Jahres?
Experten gehen davon aus, dass die EZB im Jahresverlauf weitere Zinserhöhungen in 0,25er-Schritten vornehmen wird. Damit werden Kredite allgemein teuer. Unternehmen und Konsumenten können sich nicht mehr so günstig wie bisher Geld leihen, wodurch weniger ausgegeben wird und die Nachfrage sinkt. Als Konsequenz geht der Konsum zurück und die Preise fallen wieder. Da aber die Inflation insbesondere im Euroraum weniger von einer hohen Nachfrage getrieben wird, sondern tatsächlich eher durch ein verringertes Angebot, ist der Erfolg von Zinserhöhungen fraglich. Vielmehr ist es als Zeichen der EZB zu werten, dass sie das Problem erkannt hat und Gegenmaßnahmen ergreift.
Zudem hat der EZB-Rat auf seiner Sitzung in Amsterdam beschlossen, bereits ab Juli keine Milliardensummen mehr in den Erwerb von Staatsanleihen und Unternehmenspapieren zu investieren. Damit würden Medienberichten zufolge millionenschwere Netto-Anleihenkäufe Ende Juni auslaufen. Anleger reagierten verunsichert auf die Ankündigungen der EZB, worauf das Deutsche Aktienbarometer DAX herbe Kursverluste hinnehmen musste.
Der Goldpreis gewinnt bei fallenden Aktien
Wie häufig, wenn der DAX-Kurs verliert, gewinnt der Goldpreis. So sprang der Gold-Spotpreis nach Verkündung der Zinsanhebung am 9. und 10. Juni um mehr als 50 Euro auf fast 1780 Euro für eine Feinunze (31,103 Gramm). Aktuell bewegt er sich weiter auf hohem Niveau. Bei den Weißmetallen Silber, Platin und Palladium gab es hingegen keine nennenswerten Kursgewinne nach einem allgemeinen Zwischenhoch im Frühjahr 2022 aufgrund des Kriegsgeschehens in der Ukraine.
Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs
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Was bedeutet die Zinswende für Verbraucher und Unternehmen?
Die anstehende Zinswende im Euroraum wirkt sich nicht direkt auf die Inflation aus. So gesehen müssen Verbraucher mit weiter steigenden Lebenshaltungskosten rechnen. Wer einen Kredit benötigt, muss mit höheren Sollzinsen kalkulieren. Das betrifft insbesondere neue Immobilien- oder Bauspardarlehen sowie Anschlussfinanzierungen. Bestehende Kredite fürs Auto oder die Urlaubsreise sind davon unberührt, sie dürfen im Nachhinein nicht angepasst werden.
Höhere Kreditzinsen, das bedeutet jedoch auch, dass viele Konsumenten sowie Unternehmen zukünftig bei Investierungen zurückhaltender sein werden. Start-ups werden es zudem deutlich schwerer haben, eine Anlauffinanzierung ohne vorhandenes Eigenkapital zu erhalten, befürchten Finanzexperten.
Lohnt es sich, wieder Geld zu sparen?
Bislang war das angesparte Vermögen auf dem Girokonto oder Tagesgeldkonto von Nullzinsen und vielfach sogar von Verwahrgebühren bedroht. Durch den Zinsanstieg werden solche Strafzinsen zukünftig wegfallen und Guthabenzinsen wieder steigen. Da die EZB den Leitzins jedoch nur in sehr kleinen Schritten anhebt, werden die Entlastungen zunächst kaum spürbar sein. Zudem ist laut Bundesregierung eine weiter steigende Inflation zu erwarten, welche die positiven Effekte sowie das Ersparte aufzehren dürfte. Die Zinserhöhung wirkt sich allenfalls auf sehr lange Sicht positiv aus. Dazu müssen allerdings weitere Anpassungen folgen und die Teuerungsrate deutlich abnehmen. Sparer tun also weiterhin gut daran, ihr Vermögen insbesondere gegen die hohe Inflation abzusichern.
Welche Vorteile bringt die Goldanlage?
Eine Möglichkeit zur Kapitalsicherung bietet eine Investition in Anlageprodukte wie Goldmünzen oder Goldbarren. Neben anderen Assets wie Fonts, Immobilien, Aktien oder Unternehmensanteilen sind Edelmetalle sehr gut zur Diversifikation und Risikominimierung geeignet. Kenner setzen hier auf gängige Goldprodukte, die sich bei Bedarf wieder problemlos veräußern lassen. Eine Auswahl finden Sie nachfolgend. Auch Anlageware aus Silber und mit Einschränkungen Platin oder Palladium eignet sich zum langfristigen Vermögensaufbau und als Inflationsschutz.
Fazit: Zinswende ja, aber ohne nennenswerte Auswirkungen
Die EZB will den Leitzins vornehmlich anheben, um den hohen Inflationsraten entgegenzuwirken und die Verbraucherpreise zu drücken. Da die Teuerung jedoch durch Engpässe nun nicht durch eine gesteigerte Nachfrage hervorgerufen wird, bringt die Zinswende in diesem Punkt nicht den gewünschten Effekt. Einzig Sparer profitieren auf längere Sicht durch eine verbesserte Guthabenverzinsung. Wer jedoch Geld leihen möchte, muss zukünftig tiefer in die Tasche greifen. Es bleibt die hohe Inflation, und wer sein Vermögen schützen möchte, sollte in bleibende Werte investieren – wie zum Beispiel in Goldanlagen.
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