Kurantmünzen – Krisenschutz mit langer Tradition
Neben modernen Bullionmünzen wie Maple Leaf, Känguru oder Wiener Philharmoniker entscheiden sich viele Anleger heutzutage ebenfalls dazu, in historische Goldmünzen zu investieren. Bei den sogenannten »Kurantmünzen» handelt es sich um Geldstücke, die vor vielen Jahren bereits in Umlauf waren. Es sind vollwertige und gangbare Kursmünzen deren Nennwert durch das Material aus welchem sie hergestellt sind, nahezu vollständig gedeckt ist. Daher werden sie häufig auch als »Warengeld« oder »Goldwährung« bezeichnet. Kurantmünzen bestehen überwiegend aus Gold oder Silber und seltener aus Platinmetallen oder Kupfer. Da sie in hohen Auflagen geprägt wurden, spielt der Sammlerwert eher eine untergeordnete Bedeutung.
Kurantmünzen verfügen über einen relativ hohen Kupferanteil, sodass ihr Feingehalt etwa 900/1000 beträgt. Dadurch sind ihre Oberflächen nicht so empfindlich gegenüber Kratzer und andere Beschädigungen. Die Legierung ruft ebenfalls eine elegante rötliche Färbung des Goldes hervor. Andererseits sind die Konturen der Motive häufig nicht so ausgeprägt wie bei modernen Münzen. Abgebildet sind in erster Linie Monarchen, Landeswappen oder Personen und Figuren mit geschichtlichem oder symbolischem Hintergrund.
Gefragte Kurantmünzen aus Europa
Zu den beliebtesten Kurantmünzen zählen der britische Sovereign, das Schweizer Goldvreneli, die Goldmünzen aus dem Deutschen Kaiserreich, der mexikanische Centenario, die Goldkrone aus Österreich oder die Goldfrancs aus Frankreich. Einige der hier genannten Münzen sind ebenfalls als Nachprägungen der letztgültigen Jahrgänge mit aktuellem Prägejahr erhältlich.
Als bekannter Vertreter von modernen Kurantmünzen gilt der Krügerrand, da er kein aufgeprägtes Nominal besitzt und sich sein Nennwert grundsätzlich am gegenwärtigen Goldpreis orientiert. Die Goldmünze lässt sich als offizielles Zahlungsmittel in Südafrika einsetzen.
Wodurch zeichnet sich eine Kurantmünze aus und was sind Scheidemünzen?
Als Kurantmünze gelten Goldmünzen, wenn diese als Umlaufmünze im Ausgabeland als Warentauschmittel eingesetzt wurden. Prägequalität und Erhaltungszustand sind bei dieser Anlageform eher zweitrangig. Seit 1993 ist ihr Erwerb wie bei nahezu allen Anlageprodukten aus Gold von der Mehrwertsteuer befreit. Dazu müssen sie jedoch nach 1800 geprägt worden sein und mindestens einen Feingehalt von 900 Tausendstel Gold besitzen. Darüber hinaus müssen die historischen Münzen gesetzliches Zahlungsmittel im jeweiligen Währungsgebiet sein und ihr Handelspreis darf den 1,8-fachen Goldwert nicht übersteigen. Silbermünzen sind grundsätzlich mehrwertsteuerpflichtig, ganz gleich ob es sich um eine aktuelle Prägung oder eine Kurantausgabe handelt.
Das Gegenteil von Kurantmünzen sind Scheidemünzen. Dazu zählen alle heute gängigen Umlaufmünzen, wie zum Beispiel unsere Euro-Geldstücke. Sie bestehen zumeist aus Legierungen wie Kupfer-Nickel, Eisen-Kupfer oder Kupfer-Zinn-Nickel. Dies sind besonders robuste und haltbare Zusammensetzungen für den täglichen Einsatz. Der Materialwert der Münzen ist in der Regel wesentlich geringer als der Nennwert – also genau andersherum als bei Bullionprodukten aus Gold oder Silber.
Woher stammt der Begriff Kurantmünze?
Ursprünglich stammt die Bezeichnung Kurant aus dem französischen Sprachgebrauch. Sie ist abgeleitet von »courant« was so viel wie »laufend« bedeutet. Bis zur Aussetzung des Gold- und Silberstandards im 20. Jahrhundert war das Nominal über den sogenannten Münzfuß (das Münzgrundgewicht) definiert. Dieser legte fest, welche Edelmetallmenge eine Münze enthalten musste.
Mehrere europäischer Länder gründeten 1865 die Lateinische Münzunion (LMU). Die Organisation vereinbarte unter anderem einheitliche Gewichte und Nennwerte für Umlaufmünzen aus Gold und Silber. Ziel war es, eine grenzübergreifende Akzeptanz der Münzen zu erlangen. Somit war es unwichtig, ob eine Münze einen Nennwert in Schweizer Franken oder französische Francs trug, da Feingewicht und Nominal genormt waren. Zwar war das deutsche Kaiserreich kein Mitglied der LMU, jedoch wiesen die Gold- und Silbermünzen des Landes bereits die definierten Standards auf.
Durch die Deckung der Währungen mit Edelmetallen konnten Konkurrenzfähigkeit und Stabilität im grenzüberschreitenden Warenhandel gewährleistet werden. Erst mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 wurde die Golddeckung durch Münzen abgeschafft und das Papiergeld hielt endgültig Einzug als Zahlungsmittel.
Kurantmünzen aus Deutschland zu 5, 10 und 20 Reichsmark
Ab 1871 waren die Münzen des deutschen Kaiserreichs in Umlauf. Die Goldmünzen besaßen einen Nennwert von 5, 10 und 20 Reichsmark. Als Motive erschienen die jeweils regierenden Kaiser oder ein Staatswappen sowie der Reichsadler auf der Rückseite. Ausgegeben wurden die kleinformatigen Goldmünzen mit einem Feingehalt von 900/1000 bis 1914.
Schweizer Kurantmünzen: Goldvreneli und Helvetia
Zwischen 1897 und 1949 prägte die Schweizer Eidgenossenschaft nicht weniger als 60 Millionen Stück der Goldmünze Vreneli. Ausgegeben wurde sie in den Stückelungen zu 100, 20 und 10 Franken. Während die Rückseite das Landesschild mit dem Schweizerkreuz abbildet, zeigt die Vorderseite die Helvetia, eine allegorische Frauenfigur. Das Nationalsymbol der Schweiz wurde bereits für den gleichnamigen Vorgänger genutzt mit einer Auflage von etwa 1,8 Millionen Stück.
Der Goldsovereign – Englands berühmte Kurantmünze
Die ersten Sovereign Goldmünzen wurden bereits im 13. Jahrhundert geprägt. Seit 1817 stellen die britische Royal Mint sowie die Commonwealth Staaten die Kurantmünze in großer Auflage her. Seit über 200 Jahren werden sie mit den gleichen Motiven geprägt: Der Avers zeigt den oder die amtierende/n Monarchen/in und der Avers präsentiert die legendäre Kampfszene des Ritters St. George zu Pferde mit dem Drachen. Die Legierung besteht aus 916/1000 Gold. Gebräuchliche Stückelungen bilden der Half Sovereign und der Full Sovereign. Sovereigns sind als historische Goldmünze und als moderne Nachprägung erhältlich.
Fazit: Kurantmünzen – eine vollwertige Alternative zu modernen Bullionprodukten!
Kommt eines Tages ein neues Goldverbot? Mit dieser Frage beschäftigen sich kritische Anleger immer wieder. Falls ja, könnte sich der Besitz von Kurantmünzen als Vorteil erweisen. Denn es ist davon auszugehen, dass die Landesregierungen eher an Goldbarren oder gängigen Goldmünzen interessiert sind als an den historischen Geldstücken. Was auch immer der Beweggrund für den Kauf ist, in jedem Fall stellen Kurantmünzen eine gleichwertige Alternative zu modernen Bullionprodukten dar.
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