Sind Importverbot für russisches Gold und EU-Zinserhöhung neue Goldpreistreiber?

Überraschend hat die EZB den Leitzins direkt um ein halbes Prozent angehoben und damit eine 11-jährige Zinspolitik beendet. Zugleich spricht die EU ein Einfuhrverbot für russisches Gold aus. Welche Auswirkungen haben die Entscheidungen auf den Goldkurs?
Sind Importverbot für russisches Gold und EU-Zinserhöhung neue Goldpreistreiber?

Zuletzt hat der Goldpreis etwas an Fahrt verloren und war unter die Marke von 1.700 Euro für eine Feinunze (31,103 Gramm) gerutscht. Verantwortlich dafür zeichnete in erster Linie der schwache Euro und der im Gegenzug dazu erstarkte US-Dollar. Doch nun könnte der Kurs neu befeuert werden. Denn die Europäische Union (EU) hat ein siebtes Sanktionspaket gegen Russland auf den Weg gebracht. Darin enthalten ist ein Importverbot für russisches Gold. Ein weiterer Goldpreistreiber dürfte die aktuelle Leitzinserhöhung von nunmehr 0,5 Prozentpunkten darstellen, die von der EZB beschlossen wurde.

Kein Gold mehr aus russischen Raffinerien in die EU

Auf dem Gipfeltreffen der sieben führenden Wirtschaftsnationen im Juni wurde bereits heftig über ein Embargo für russisches Gold debattiert. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 sind rund fünf Monate vergangen. Seither verhängte die EU sechs Sanktionspakete gegen das kriegsführende Russland. Sie sollen zur Beendigung der Kampfhandlungen beitragen und die Wirtschaft des Staates schwächen. Nunmehr hat die EU ein siebtes Paket auf den Weg gebracht. “Das sendet ein starkes Signal an Moskau: Wir werden den Druck so lange wie nötig aufrechterhalten”, teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am 21. Juli auf Twitter mit.

Neben Sanktionen wie einer Ausweitung der Einschränkungen gegen die größte russische Bank Sberbank, beinhaltet es nun auch ein Einfuhrverbot von russischem Gold und Schmuck. Eine Ausnahme gilt für persönlichen Goldschmuck, der bei privaten Reisen erworben wurde. Die Einfuhr von Goldbarren und Goldmünzen ist jedoch unterbunden, ebenso wie die Belieferung von EU-Scheideanstalten.

Kommt Gold aus Russland noch über Umwege in die EU?

Das Importverbot gilt ebenfalls für russische Goldprodukte, die über ein europäisches Drittland, wie zum Beispiel Großbritannien oder die Schweiz in die EU eingeführt werden. Mit diesem Schritt will die EU-Kommission verhindern, dass Gold aus Russland in die hiesige Weiterverarbeitung gelangt, auch wenn Nicht-EU-Staaten das Goldembargo ablehnen. Im Falle von Großbritannien ist hiervon jedoch nicht unbedingt auszugehen, da es sich um einen G7-Staat handelt. Auch die unabhängige Schweiz hatte in der Vergangenheit die meisten Sanktionspakete der westlichen Welt gegen Russland mitgetragen und ist nicht auf russisches Gold angewiesen.

Dennoch sei es möglich, das Importverbot zu umgehen, ist die Meinung einiger Experten. Dem gegenüber steht jedoch der Lizenzentzug der London Bullion Market Association (LBMA), die russische Raffinerien bereits im März von der Good Delivery List zertifizierter Hersteller ausgeschlossen hatten. Damit fehlt Russland das international anerkannte Qualitätssiegel für die Handelsware Gold.

Die EZB hebt den Leitzins direkt auf ein halbes Prozent an

Bislang gingen Fachkreise davon aus, dass der europäische Leitzins im Juli nur um 0,25 Prozent steigt. Nun verkündete die Europäische Zentralbank (EZB) eine Erhöhung von Null auf 0,5 Zähler für den Euroraum. Dabei handelt es sich um die erste Anhebung seit 2011. Damit reagiert die EZB auf die Rekordinflation in Europa, die sich aktuell auf 8,6 Prozent bewegt. In Deutschland lag die Teuerungsrate im Juni mit 7,6 Punkte deutlich unterhalb des EU-Werts. Dies begründet sich durch befristeten Maßnahmen wie dem Benzinpreisrabatt, dem 9-Euro-Ticket der Bahn und verschiedenen Einmalzahlungen.

Die Zinswende der EZB beendet die ultralockere Geldpolitik. Damit reagierte die Zentralbank ebenfalls auf den zunehmenden Druck aus der Gesellschaft und den fallenden Eurokurs. Bei ihrer letzten Sitzung machte die EZB deutlich, dass weitere Zinserhöhungen in den nächsten Monaten folgen werden.

Für Sparer und Vermögende bedeutet dies, dass sie zukünftig wieder mit Guthabenzinsen rechnen können und das Strafgebühren für höhere Bareinlagen wegfallen. Erste Banken in Deutschland haben bereits entsprechende Schritte angekündigt. Im Umkehrschluss werden Privat- und Unternehmenskredite teurer. Dies trifft insbesondere Immobilienfinanzierungen, die kräftig ansteigen werden.

Was bedeuten Zinswende und Embargo für den Goldpreis und Anleger?

Bereits bei der ersten Ankündigung der EZB von Anfang Juni gewann der Goldpreis mehr als 50 Euro für eine Feinunze dazu, während das Leitbarometer der Deutschen Börse (DAX) ins Minus drehte. Ein längerer Abwärtstrend folgte. Auch auf die nun wirksame Zinserhöhung reagierte der DAX erneut mit leichten Verlusten. Wann immer die Aktienkurse fallen ist Gold bei Anlegern hoch im Kurs. Kein Wunder, denn die Unsicherheit lässt viele Investoren zu wertdichten und krisenfesten Edelmetallen greifen. Sie gelten allgemein als langfristiger Wertspeicher und wirksamer Inflationsschutz. Da die Zentralbank weitere Zinsschritte angekündigt hat und von weiter steigenden Teuerungsraten auszugehen ist, sehen Experten eine Aufwärtbewegung beim Goldpreis.

Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs

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Weniger Einfluss auf die Goldpreisentwicklung dürfte laut Analysten der Verzicht auf russisches Gold haben. Da die LBMA Russland bereits vor Monaten von der Liste zertifizierter Hersteller gestrichen hatte, ist die Situation heute unverändert. Außerdem betrug der weltweite Exportwert von russischem Gold 2021 nur rund 17 Milliarden Dollar. Daher besitzt der Importstopp eher symbolische Kraft und zeigt die Solidarität der Gesellschaft mit den Menschen in der Ukraine. Auch aus diesem Grund dürfte es den meisten Sammlern und Anlegern nicht egal sein, woher ihre Goldmünzen oder Goldbarren stammen. Daher können seriöse Edelmetallhändler die Herkunft ihrer Ware in aller Regel belegen.

Fazit: Die Situationen ändern sich – Gold hat Bestand!

Das Goldembargo gegen Russland ist der logische Schritt in einer weitreichenden Kette von Sanktionen gegen den kriegsführenden Staat. Die EU kann und darf zwar nicht aktiv in die Kampfhandlungen eingreifen, doch will verständlicherweise die Kriegskassen nicht weiter füllen. Auch die Entscheidung der EZB, den Leitzins anzuheben, um die Inflation abzufedern, ist eine erwartbare Maßnahme. Ob diese erfolgreich ist, bleibt abzuwarten. Und während der DAX schwächelt, kann Gold auftrumpfen – wie so oft.

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