US-Zollkrieg: Gold-Silber-Ratio im Höhenflug

Die Aktienmärkte befinden sich aktuell auf einer wilden Achterbahnfahrt. Für das hektische Auf und Ab an den weltweiten Börsen ist Donald Trumps unkontrolliertes Jonglieren mit den Zöllen verantwortlich. Denn der US-Präsident ist der Ansicht, sein Land mit globalen Einfuhrzöllen aus der wirtschaftlichen Krise herausmanövrieren zu können. Das Resultat ist ein unerbittlicher Handelskrieg mit China, während Europa und die restlichen Staaten eher verhalten und besonnen reagieren. Über all diesen Turbulenzen schwebt der Goldpreis unbeirrbar und nahezu unbeeindruckt von Dow Jones, Tokyo Stock Exchange oder dem deutschen Leitindex DAX. Ganz im Gegenteil, denn der Zollkrieg scheint den Wert des Edelmetalls noch zu beflügeln.
Auswirkungen hat der Streit um die Einfuhrzölle ebenfalls auf die anderen Edelmetalle. So überschritt die Gold-Silber-Ratio erstmals seit Mai 2020 wieder den Wert von 100. Dies bedeutet, dass sich Gold im Vergleich zu Silber wesentlich besser entwickelt und das weiße Edelmetall nun aufholen muss.
Die Bedeutung der Gold-Silber-Ratio für Anleger
Der Chart gibt das Verhältnis von einer Unze Gold im Vergleich zu einer Unze Silber an. Oder vereinfacht ausgedrückt: Wie viele Unzen Silber ist eine Unze Gold wert? Anleger unterstützt das Diagramm bei der Entscheidung, wie viel Gold oder Silber das eigene Portfolio umfassen sollte. Dabei deutet eine ansteigende Gold-Silber-Ratio darauf hin, dass der Goldpreis stärker ansteigt als der Silberpreis. Im Umkehrschluss steht eine fallende Ratio für einen höheren Anstieg von Silber als von Gold. Das trifft ebenfalls zu, wenn die Werte der beiden Edelmetalle weniger stark sinken.
Die Kennzahl gibt jedoch keinen Aufschluss über die Trendrichtung, welche die Edelmetalle nehmen können. Sie bildet ausschließlich ihre Relation zueinander ab. Zudem bleibt die Zahl unabhängig von der Währung und gilt gleichermaßen für den Gold- und Silberpreis in Euro, US-Dollar oder Schweizer Franken.
Abgebildet wird die Gold-Silber-Ratio meist über einen Zeitraum von zehn Jahren. Rückblickend betrachtet ergeben sich Tiefpunkte im Juli 2016 (mit 66,1) und im Februar 2021 (65,1). Den Höchststand markierte die Kennzahl mit 122,1 im März 2020, um innerhalb von zwölf Monaten erneut drastisch abzufallen. Im April 2025 kletterte der Wert mit 104,7 erstmals seit Jahren wieder über die Einhundertmarke.
Gold als Magnet in Krisenzeiten
Auch der Goldpreis ist durch den Kursrutsch der Aktienmärkte in Turbulenzen geraten. Im Februar 2025 überschritt die Feinunze Gold (31,103 Gramm) erstmals den Wert von 2.700 Euro und knabberte schnell an der 2.800-Euro-Marke. Nach einem kurzem Einbruch auf 2.669 Euro im März erreichte Gold Anfang April mit rund 2.900 Euro ein neues Allzeithoch. Dann nahm der Zollkrieg in den USA seinen Lauf, was auch den Goldpreis kurzzeitig in Mitleidenschaft zog.
Rückblickend auf die letzten zehn Jahre lässt sich bei Gold ein bedeutender Aufwärtstrend erkennen. Lag der Spotpreis im Januar 2016 noch bei unter 1.000 Euro, konnte er sich bis heute fast verdreifachen. Das ist umso erstaunlicher, da das gelbe Edelmetall nur in geringem Maße von der Industrie nachgefragt wird. Hauptsächlich wird es für die Schmuckherstellung und als Sachwert genutzt. Neben Privatanlegern setzen insbesondere die Landeszentralbanken auf das wertdichte Edelmetall und horten große Mengen an Goldbarren in ihren Tresoren als Stütze für die Staatswährung.
Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs
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Gold wird in Krisenzeiten verstärkt nachgefragt. So lassen sich die Kursanstiege des Edelmetalls häufig in Verbindung mit geopolitischen Zwischenfällen bringen. Dazu zählen im aktuellen Jahrzehnt die Corona-Pandemie ab 2020, der Ukraine-Krieg ab 2022, die Konflikte im Nahen Osten ab 2023 und aktuell die weltweite Rezession sowie der US-Zollstreit. All diese Ereignisse treiben den Goldpreis immer wieder an. Die Unsicherheit auf den Finanzmärkten und geopolitische Spannungen sorgen dafür, dass Anleger ihr Vermögen absichern. Gold gilt dabei als wertstabil und ist weniger starken Schwankungen unterworfen als andere Anlageformen.
Silber muss nun nachlegen
Silber konnte im gleichen Zeitraum wie Gold ebenfalls deutlich an Wert hinzugewinnen. Einen nennenswerten Anstieg verzeichnete der Silberpreis ab Januar 2024. Zu diesem Zeitpunkt lag der Preis für eine Feinunze Silber (31,103 Gramm) etwa bei 21 Euro. Nach einem raschen Anstieg auf 27 Euro begann das weiße Edelmetall eine Berg- und Talfahrt mit einem neuen Allzeithoch von 31,58 Euro im Oktober 2024. Die jüngsten Ereignisse rund um die Zollaufschläge sorgten jedoch für einen erneuten Einbruch in Richtung der 27-Euro-Marke, was zu der aktuell hohen Kennzahl in der Gold-Silber-Ratio führte.
Aus der Vergangenheit ist bekannt, dass die Kursentwicklung von Silber meist parallel zum Goldpreis verläuft, jedoch mit einer zeitlichen Verzögerung. Daher gehen Experten davon aus, dass auch die Preise für Silber kurzfristig wieder anziehen werden, sobald sich die Märke beruhigt haben. Im Gegensatz zu Gold ist der Silberpreis jedoch auch abhängig von der Nachfrage aus der verarbeiteten Produktion, da es sich um ein vielgenutztes Industriemetall handelt. Die Schmuckverarbeitung sowie der Anlage- und Sammlermarkt spielen hierbei eine eher untergeordnete Rolle.
Silberpreis Chart - Silber-Spotkurs
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Fazit: Gold macht es vor, folgt Silber?
Die aktuelle Gold-Silber-Ratio macht es deutlich: An Gold als Anlageprodukt geht derzeit kein Weg vorbei. Anleger müssen mehr als 100 Silberunzen kaufen, um den Wert einer Goldunze aufzuwiegen. Dadurch macht Gold seinem Ruf als Krisenmetall wieder einmal alle Ehre, was der jüngste Handelsstreit zwischen den USA und der restlichen Welt erneut unter Beweis stellt. Für Silberanleger bedeutet dies, dass sie derzeit noch relativ günstig in Silbermünzen oder Silberbarren investieren können, bevor das Weißmetall dem Aufwärtstrend von Gold auf dem Fuße folgt.
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