Was bedeutet die Kennzeichnung auf Edelmetall-Barren?
Während Münzen ebenso Sammlerobjekte sein können, werden Barren aus Gold oder Silber in erster Linie für den Anlagemarkt hergestellt. Oft besitzen sie daher keine aufwendig gestalteten Oberflächen, sondern sind nüchtern und sachlich gehalten. Ihre Rückseiten weisen in der Regel gar keine Verzierung auf. Doch was bedeutet eigentlich die Kennzeichnung auf den rechteckigen Edelmetallen? Und gibt es gesetzliche Regelungen für die Stempel und Punzierungen? In unserem heutigen Beitrag aus der Kategorie Edelmetallwissen beantworten wir diese und weitere Fragen rund um Goldbarren und Co.
Wer sich Anlagebarren etwas genauer anschaut wird feststellen, dass ihre Kennzeichnung im Grunde immer gleich aufgebaut ist. Von oben nach unten betrachtet findet sich an erster Position oft das Hersteller-Emblem in Kombination mit dem Ausgabeland. Das kann zum Beispiel Valcambi sein, Münze Österreich, Geiger oder Perth Mint. Darunter erscheint häufig direkt die Einheit, die bei Barren entweder in Gramm/Kilogramm oder Unzen angegeben ist. Es folgten das verwendete Edelmetall und der vierstellige Feingehalt. Mit dem Siegel des Prüfers oder Schmelzers – der sogenannten Punze – wird die Echtheit des Barrens bescheinigt. Bei Barren ab etwa 100 Gramm ist zudem eine Seriennummer vorhanden. Zwar ist die Reihenfolge der Angaben offiziell nicht vorgeschrieben, jedoch ist die vorgenannte auf den meisten Barren zu finden.
Wodurch entstehen die Qualitätsunterschiede der Oberflächen?
Wie bei unserem Bild oben gut zu erkennen, haben Barren unterschiedlich bearbeitete Oberflächen, sodass die Logos und die übrigen Kenndaten mal besser und mal weniger gut lesbar sind. Das hat mit der Herstellungsweise von Edelmetallbarren zu tun. Während Münzmotive grundsätzlich auf fertig gestanzte Ronden geprägt werden, können Barren entweder ebenfalls im Prägeverfahren hergestellt oder gegossen sein. Kleinere Barren mit Gewichten bis 100 oder 150 Gramm werden überwiegend aus einem langen Strang ausgestanzt und erhalten einen Prägestempel. Dabei entstehen nicht nur besonders ebenmäßige Formen, sondern auch glatte Oberflächen, wodurch die Prägung scharf hervortritt.
Bekanntes Beispiel für Prägebarren sind die sogenannten Gold-Münzbarren oder Silber-Münzbarren. Sie zeichnen sich durch ihre eleganten, beidseitigen Motive aus und durch das namensgebende Münzemblem. Anders als klassische Barren besitzen Münzbarren einen aufgeprägten Nennwert und sind gesetzlich anerkanntes Zahlungsmittel im Ausgabeland. Genaugenommen handelt es sich um rechteckige Münzen.
Dagegen sind größere Barren ab etwa 250 Gramm eher gegossen. Dazu werden Gussformen mit flüssigem Gold oder Silber gefüllt, wo es erkaltet und durchhärtet. Die Kennzeichnung erfolgt im nächsten Arbeitsschritt durch ein speziell angefertigtes Punziereisen, das in die noch weiche Oberseite gedrückt wird. Durch den Guss erscheinen die Formen leicht unregelmäßig und es entsteht eine gewellte oder gewölbte Oberfläche. Bei Barren, die im Gussverfahren hergestellt sind, kommt es häufig zu geringen Gewichtsabweichungen, die aber noch im Rahmen der Toleranz bleiben.
Die LBMA definiert die gültigen Standards
Hersteller, die ihre Gold- oder Silberbarren offiziell in den Handel bringen möchten, nutzen dazu in der Regel eine Zertifizierung. Diese ist zwar nicht zwingend vorgeschrieben, doch vertrauen heutzutage viele Fachhändler und Endkunden darauf. Sie stellt die Vertrauensbasis her und gibt insbesondere Anlegern ein gutes Gefühl, was Echtheit und Reinheit der Edelmetalle sowie die Herkunft der Rohstoffe betreffen.
Die begehrten Zertifikate werden unter anderem von der London Bullion Market Association, kurz LBMA vergeben. Die Organisation gilt als der größte Handelsplatz für Edelmetalle außerhalb des Börsenparketts. Möchten also Hersteller ihre Ware hier anbieten, müssen sie sich zuvor einem langfristigen Prüfverfahren unterziehen. Dabei wird das Unternehmen und seine Arbeitsbedingungen ebenso unter die Lupe genommen, wie das verarbeitete Edelmetall. Und nur wer die strengen Kriterien erfüllt, wird in der Liste der LBMA-zertifizierten Hersteller geführt.
Barren aus Gold, Silber, Platin oder Palladium
Im Fachhandel sind Anlagebarren aus verschiedenen Edelmetallen erhältlich. Weit verbreitet sind Goldbarren. Um das LBMA-Zertifikat zu erhalten, muss ein Goldbarren einen Feingehalt von mindestens 995/1000 aufweisen. Vielfach beträgt der Feinwert heutzutage bei den Produkten bereits 999,9 Tausendstel, was reinem Gold entspricht. Darüber hinaus gibt es ebenfalls ein breites Angebot an Silberbarren mit einem idealen Feingehalt von mindestens 999/1000. Als Randprodukte gelten Anlagewaren aus den beiden Graumetallen Platin und Palladium. Doch auch hier gibt es Vorgaben von Seiten der zuständigen Vereinigung London Platinum & Palladium Market (LPPM). So soll der Feingehalt von Platinbarren oder Palladiumbarren mindestens bei 995 Tausendstel liegen.
Zugrunde liegen in allen Edelmetallklassen die sogenannten Good Delivery Barren. Dabei handelt es sich um große Silberbarren zu 1.000 Unzen (rund 31 Kilogramm) oder Goldbarren zu 400 Unzen (12 Kilogramm). Diese teuren Standardbarren sind jedoch weniger für Privatanleger geeignet, sondern werden überwiegend von den Zentralbanken der Länder zur Währungsbesicherung eingesetzt.
Als Inflationsschutz oder Kapitalanlage eignen sich eher kleinere Stückelungen zu einer Unze (31,103 Gramm) oder je nach Edelmetall in den Gewichtseinheiten 50, 100, 250, 500 oder 1.000 Gramm. Angeboten werden sie von den gleichen Produzenten, die auch die Good Delivery Barren gießen, also von LBMA- und LPPM-zertifizierten Herstellern.
Fazit: Anlagebarren besser im Edelmetallfachhandel kaufen
Wer in Edelmetallbarren investieren möchte, sollte sich mit ihrer Kennzeichnung auskennen. Das ist wichtig, um echte Stücke von Fälschungen unterscheiden zu können. Denn nur Echtbarren stellen auch einen Wert dar und lassen sich später wieder zum dann aktuellen Goldpreis oder Silberpreis veräußern. Anleger, die Wert auf Qualität und Echtheit legen, sollten ihre Ware daher nur im stationären oder onlinebasierten Edelmetallfachhandel kaufen, um unschöne Überraschungen zu vermeiden.
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