Zentralbanken kauften 2022 viel Gold, was steckt dahinter?

Nicht nur Privatanleger erwerben in Krisenzeiten Gold zur Sicherung des Vermögens. Auch die Landeszentralbanken kauften 2022 verstärkt physische Edelmetalle. Was ist der Grund dafür und welches Land besitzt aktuell die größten Goldreserven?
Zentralbanken kauften 2022 viel Gold, was steckt dahinter?

In seinem Jahresbericht für 2022 gibt der World Gold Council an, dass die weltweite Goldnachfrage um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr angewachsen war. Hauptverursacher für den Goldhunger sind nach Erkenntnissen der Organisation die Zentralbanken, die allein im vierten Quartal 417 Tonnen des gelben Edelmetalls einkauften. Über das gesamte Jahr gesehen stieg der Bedarf auf 1.136 Tonnen an. Dabei handelte es sich um die höchsten Käufe seit 1967. Welche Notenbanken im Einzelnen für die Zukäufe verantwortlich waren, ist nicht bekannt, denn viele Zentralbanken melden ihre Goldkäufe inzwischen verspätet oder gar nicht mehr offiziell. Analysten gehen jedoch davon aus, dass China, Russland, Indien und die Türkei Hauptabnehmer waren.

Wozu brauchen die Landesbanken das Gold?

Die großen Hauptbanken der Länder haben schon immer einen Teil ihrer Währungsreserven in Gold angelegt. Denn das Edelmetall gilt als krisenfester und langfristiger Wertspeicher. Genau wie bei Privatanlegern wird Gold auch von den Notenbanken insbesondere in wirtschaftlich oder politisch angespannten Zeiten verstärkt zur Kapitalsicherung erworben. Dadurch soll die Landeswährung unterstützt und gesichert werden.

Der Ukraine-Krieg, aber auch andere geopolitische Zwischenfälle dürften aktuell als Auslöser gelten. So hat ein großer Teil der westlichen Welt – allen voran die USA und die Europäische Union (EU) – die ausländischen Geldreserven der russischen Zentralbanken eingefroren. Das würde nach Ansicht von Finanzexperten für eine allgemeine Verunsicherung sorgen und für die vermehrten Goldzukäufe verantwortlich sein. Darüber hinaus wird spekuliert, dass der Nahe Osten seine durch das Ölembargo gegen Russland gestiegenen Exporteinnahmen aus fossilen Brennstoffen nutzt, um verstärkt Gold zu kaufen.

Genaugenommen “kaufen” die Zentralbanken jedoch kein Gold. Vielmehr sind die Goldbestände Teil der staatlichen Währungsreserven, die durch den Außenhandelsüberschuss zustande kommen, wenn die Exporte höher sind als die Importe. Für die Notenbanken dient das Gold ebenfalls der Diversifizierung (Risikominimierung) in Kombination mit anderen risikoreicheren Anlageprodukten.

Zuletzt hatten die Zentralbanken in Europa 1967 große Goldmengen in den USA gekauft und damit den Preis für eine Feinunze Gold (31,103 Gramm) in die Höhe getrieben. Das führte letztendlich zu einem Zusammenbruch der bis dahin geltenden internationalen Währungsordnung des Bretten-Woods-Systems und schließlich zur Bindung des Dollars an Gold.

Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs

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Wer hortet das meiste Gold?

Zu beobachten ist laut Word Gold Council (WGC) überdies, dass die Zentralbanken deutlich mehr Gold kauften als verkauften. Das lässt darauf schließen, dass die weltweiten Bestände angewachsen sind. Mit 148 Tonnen des Edelmetalls führt die Türkei die Rangliste der größten Goldkäufer 2022 an. China rangiert auf Platz zwei mit 62 Tonnen vor Ägypten (47 t), Katar (35 t) und dem Irak (34 t). Bei den Goldverkäufen belegt Kasachstan mit 51 Tonnen die Spitzenposition. Bereits mit weitem Abstand folgen Deutschland (4 t) und Sri Lanka (3 t).

Bei den Ländern mit den meisten Goldreserven hat der WGC die USA als den goldreichsten Staat der Welt ausgemacht. Mit 8,133,46 Tonnen führt sie die Liste an vor Deutschland (3.355,17 t) dem IWF (2.814,00 t), Italien (2.451,84 t), Frankreich (2.436,75 t), Russland (2.298,53 t), China (2.010,51 t), Schweiz (1.040,00 t), Japan (845,97 t), Indien (787,40 t), Niederlande (612,45 t) und der EU (504,83 t).

Unter dem Begriff Goldreserven werden die staatlichen Goldbestände zusammengefasst, die sich im Eigentum der Zentralbanken oder Finanzministerien der Länder befinden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) mit seinen 189 Mitgliedsstaaten zählt ebenso dazu wie die Europäische Landeszentralbank (EZB) der EU.

Die Goldreserven in Deutschland

Mit Stand vom 31. Dezember 2022 zählen insgesamt 3.355.168,8261 Kilogramm (rund 3,35 Tonnen) Gold zum Bestand der Deutschen Bundesbank. Das entspricht 107.871.142,984 Feinunzen (ozf) oder einer Summe von 267.966 Goldbarren. Dabei handelt es sich um sogenannte Standard-Goldbarren mit einem Gewicht von jeweils rund 12,5 Kilogramm oder etwa 400 Feinunzen. Ihr Feingehalt beläuft sich auf mindestens 995/1000. Die Gussbarren variieren, sodass sich unterschiedliche Gesamtgewichte und Unzen ergeben.

Der größte Teil des deutschen Goldbestands lagert in Frankfurt am Main, dem Standort der Deutschen Bundesbank. Darüber hinaus sind weitere Bestände bei der Federal Reserve Bank (Fed) in New York gelagert sowie bei der Bank of England (BoE) in London. Die Lagerstätten im Ausland ergaben sich in der Vergangenheit durch die Zukäufe bei den jeweiligen Notenbanken. Da es sich um einen Teil der Vermögenswerte der Bundesrepublik handelt veröffentlicht die Deutsche Bundesbank regelmäßig eine aktualisierte, über 2.000 Seiten lange Goldbarrenliste, die transparent im Internet verfügbar ist.

Fazit: Physisches Gold ist nicht nur bei den Notenbanken gefragt

Die steigenden Goldreserven der Landeszentralbanken sind einmal mehr ein deutliches Indiz für den Stellenwert von physischem Gold. Es eignet sich zur langfristigen Vermögenssicherung, zur Diversifizierung in Kombination mit anderen Geldanlagen und als Inflationsschutz. Deshalb raten Investment-Experten dazu, etwa 15 Prozent des liquiden Kapitals in Edelmetalle anzulegen. Anders als bei den Notenbanken oder anderen institutionellen Käufern sind die gewichtigen Standardbarren zu 400 Unzen (Wert etwa 700.000 Euro) weniger für Privatanleger geeignet. Doch der Edelmetall-Fachhandel hält eine große Bandbreite an handelsüblichen Goldbarren oder Goldmünzen zur klassischen Investition für jedermann bereit:

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