Rohgoldbarren als Geldanlage: Fake oder Geheimtipp?

Anlagegold ist gefragt wie nie. Dabei kommen auch eher untypische Goldprodukte immer wieder ins Spiel, wie zum Beispiel Rohgoldbarren. Auf den ersten Blick erscheinen die Angebote vielversprechend. Doch warum sind sie nicht im Fachhandel zu haben?
Rohgoldbarren als Geldanlage: Fake oder Geheimtipp?

Wer die Goldpreisentwicklung der letzten Jahre beobachtet hat, wird festgestellt haben, dass der Kurs für eine Feinunze des wertvollen Edelmetalls seit 2019 mehr oder weniger kontinuierlich angezogen ist und sich nahezu verdoppelt hat. Die zurückliegenden Jahre waren geprägt von der Corona-Pandemie, den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und im Nahen Osten sowie weiteren Krisen. Unsichere Zeiten veranlassen viele Menschen immer wieder dazu, ihr Kapital vor Inflation und Rezension zu schützen. In den Augen vieler ist Gold dazu ein ideales Mittel. Überwiegend wird in klassische Goldbarren oder geprägte Goldmünzen investiert. Wie aber verhält es sich mit Rohgold, das zuweilen ebenfalls als preisgünstiges Anlageprodukt angepriesen wird? Lohnt sich die Investition und was muss beachtet werden?

Rohgold wird nicht unbedingt im stationären Edelmetallfachhandel angeboten. Auch im seriösen Onlineshop ist es eigentlich nicht zu finden. Meist handelt es sich um spezielle Angebote, die fast immer über das Internet vertrieben werden. Dann ist die Rede von sogenannten Dorè-Goldbarren, Minengold, Afrikagold oder auch Doré Ingots. Das schlichte Gold wird in farbenprächtigen Anzeigen als lukrative und vor allem sichere Geldanlage mit Wertsteigerungspotenzial beworben, die zudem regelmäßige Renditen abwirft. Oftmals ist sogar eine Sicherheitsverwahrung Teil des Investments. Anleger, die sich darauf einlassen, müssen teilweise mit hohen Beträgen einsteigen. Doch Experten warnen angesichts solcher Offerten vor der Teilnahme an den Goldgeschäften. Denn Gold kennt verschiedene Definitionen!

Was sind Doré-Goldbarren?

Selbstverständlich bestehen Doré-Goldbarren aus echtem Gold. Jedoch handelt es sich nicht um Feingold. Vielmehr sind Industriebarren oder Zwischenprodukte gemeint, aus denen reines Gold hergestellt wird. Dazu muss das teilraffinierte Edelmetall jedoch zusätzliche Reinigungsprozesse durchlaufen. In diesem Zustand sind in den Rohgoldbarren noch weitere Metalle wie Silber, Kupfer oder Platin enthalten. Der Anteil an reinem Gold beträgt maximal 80 Prozent. Feingold hat jedoch einen Reinheitsgehalt von mindestens 95 Prozent. Als klassisches Goldanlageprodukt scheiden Doré-Barren damit aus.

Dennoch ist das Rohgold ein typisches Handelsprodukt. Edelmetallraffinerien kaufen es bei den Minenbetreibern an, um daraus Feingold herzustellen und es für den Endkundenmarkt aufzubereiten. Damit ist das Minengold für Endverbraucher faktisch wertlos. Edelmetallhändler werden es kaum ankaufen wollen. Anleger könnten es zwar an Raffinerien verkaufen, doch das Interesse dürfte sich in Grenzen halten. Denn die Scheideanstalten sind heutzutage darauf bedacht, Rohgold nur von seriösen Quellen zu kaufen, mit transparenter Herkunft und klaren Lieferketten.

Wie wird Rohgold hergestellt?

Doré-Barren entstehen bei der Verarbeitung von goldhaltigem Erz. Zwar kommt Gold in nahezu reiner Form auch in der Erdkruste als Nuggets vor, jedoch sind ihre Funde äußerst selten geworden. Das trifft ebenfalls auf Flussgold zu. Bei der Goldbearbeitung werden die enthaltenen Edelmetalle von unedlen Substanzen getrennt. Dabei kommen verschiedene Waschungen auf chemischer Basis sowie eine Schmelzelektrolyse zum Einsatz. Das Industriegold wird verflüssigt und in Barrenform gegossen.

Anschließend wird das Doré-Gold über verschiedene Scheideprozesse zu reinem Gold mit einer Güte von bis zu 99,99 Prozent extrahiert. Die als Nebenprodukte gewonnenen Edelmetalle werden anderweitig verwendet. Aus der übrig gebliebenen Goldmasse entstehen dann Vorprodukte wie Goldgranulat, das überwiegend von Goldschmieden nachgefragt wird oder Endprodukte in Form von Goldbarren oder Goldmünzen für den Anlage- oder Sammlermarkt. Goldgranulat ist übrigens nicht mit Rohgold zu verwechseln. Die feinen Goldperlen sind von höchster Reinheit. Neben der Herstellung von Goldschmuck dienen sie zur Prägung hochwertiger Goldmünzen.

Unterschied Feingold und Doré-Gold

Bei Gold-Doré-Barren handelt es sich also tatsächlich um sogenannte B2B-Ware (Business to Business oder von Firma zu Firma). Ihr Wert liegt etwa bei 80 Prozent vom aktuellen Goldpreis – theoretisch betrachtet, die Realität sieht etwas anders aus. Denn würde ein Privatanleger Rohgoldbarren bei Minen oder Großhändlern erwerben, müsste er einen Handelsaufschlag hinzurechnen. Und da es sich nicht um reines Gold handelt, wäre auch noch die Umsatzsteuer zu addieren. Diese Preisaufschläge würde ein Raffinerieeinkäufer (Hauptabnehmer von Rohgold) jedoch bei einem späteren Wiederverkauf nicht übernehmen, der Direktkauf wäre deutlich günstiger.

Investoren, die ihre Rohgoldbarren zu Feingold machen möchten, müssten hierzu Scheideanstalten beauftragen, die wiederum nicht für Privatpersonen tätig werden. Weiterhin wäre der Scheideprozess so aufwendig, dass die Gesamtkosten deutlich höher wären als bei einem klassischen Goldkauf.

Endprodukte aus Feingold zeichnen sich dagegen durch eine hohe weltweite Akzeptanz und Handelbarkeit aus. Ihr Wert orientiert sich eng am Goldpreis zuzüglich der üblichen Handelsaufschläge oder Aufgelder. Ein weiterer Vorteil von Goldanlageprodukten liegt darin, dass ihr Kauf bis auf wenige Ausnahmen von der Mehrwertsteuer befreit ist.

Was ist bei Angeboten von Dorè-Goldbarren zu beachten?

Anlageexperten warnen davor, Dorè-Barren zu kaufen. Auch bei seriösen Online-Angeboten müssen Investoren beachten, dass zu den Angebotspreisen noch Vermittlungs- und Lagergebühren hinzukommen, die vergleichsweise hoch ausfallen können. Physisches Gold – in welcher Form auch immer – kann darüber hinaus keine regelmäßigen Erträge abwerfen, wie oft angepriesen wird. Ein Weiterverkauf des rohen Goldes ist so gut wie unmöglich und wer sich sein Edelmetall in Feingold ausliefern lassen möchte, muss mit hohen Raffineriekosten rechnen.

Fazit: Anleger sollten besser auf handelsübliche Goldprodukte setzen

Auch wenn Rohgold unbestritten einen gewissen Wert hat, ist es noch lange kein Feingold. Sowohl der Kauf von Dorè-Goldbarren wie der spätere Weiterverkauf können sich problematisch gestalten. Es gibt zwar auch seriöse Angebote für Endkunden im Internet, doch diese sind insbesondere für den Laien fast nicht von betrügerischen Offerten zu unterscheiden. Experten haben ermittelt, dass vielen vermeintlichen Schnäppchen unterm Strich hohe Investitionen gegenüberstehen. Anleger sind dagegen bei handelsüblichen Goldmünzen oder Goldbarren aus dem Edelmetallfachhandel auf der sicheren Seite.